veranstaltet vom Stadtplanungsamt der Stadt Köln am 29.04.2025
Citybikes mit eingebauten Kindersitzen, damit Väter und Mütter ihren Nachwuchs bequem auch mit städtischen Leihfahrrädern zu den Kitas fahren können – in der Stadt Wien ist das längst Realität. Oder aufblasbare Kindersitze, die sich bequem in der Aktentasche verstauen lassen und Vätern keine Ausrede mehr bieten, warum sie ihre Kinder nicht mit dem Fahrrad abholen können. Auch das gibt es in Wien längst. Referentin Julia Girardi-Hoog, Beauftragte für Gender-Planning der Stadtbaudirektion Wien präsentierte zahlreiche Beispiele für eine zukunftsweisende und gendergerechte Stadterneuerung in der österreichischen Hauptstadt. Und das Kölner Fachpublikum kam aus dem Staunen nicht heraus.
Am 29. April trafen sich die Vorsitzende des Ausschusses für Gleichstellung von Männern und Frauen, Teresa De Bellis-Olinger (CDU) und Sabine Pakulat (Bündnis 90/Grüne, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses) mit Expert:innen und Gästen im historischen Archiv, um über eine Stadt für alle und Chancengleichheit in der Stadtentwicklung zu diskutieren.
Im Workshop „Öffentlicher Raum für alle“ mit dem Landschaftsarchitekten Stephan Lenzen und der Leiterin der Abteilung Öffentlicher Raum im Kölner Stadtplanungsamt Köln, Katrin Witzel, ging es zunächst um eine Definition „öffentlicher Raum“. Laut Experten versteht man darunter Plätze, Autostraßen und schon verkehrsberuhigte grüne Straßen. Derzeit finde angesichts sich immer stärker erhitzender Städte ein grundsätzliches Umdenken statt, wie öffentliche Räume heute neu bespielt oder erweitert werden müssen.

Neben Entsiegelung und Begrünung von Straßenflächen und Parkplätzen ging es um Aspekte wie eine gendersensible Klimaanpassung durch Verschattung, Sicherheit durch eine adäquate Beleuchtung, aber auch Sichtbarkeit und Teilhabe durch z.B. barrierefreie Wege in Parkanlagen, gerechte Mobilität, Sport und Spiel für die gesunde Stadt, Care-Arbeit und kurze Wege.
Ein weiteres Thema: wie bringt man unterschiedliche Bedürfnisse und Nutzungsideen für die Transformation des öffentlichen Raums unter einen Hut? Denn jeder, so Lenzen, definiere den öffentlichen Raum für sich. Braucht es dafür fertige Konzepte oder eher Reallabore?
Die Stadt Paris, so schwärmt Lenzen, sei ein gutes Beispiel für eine gelungene Transformation des öffentlichen Raums. Die Begrünung zahlreicher Straßen, die Verkehrsberuhigung und Eindämmung des Autoverkehrs, ein gigantisches Fahrradnetz ließen einen heute ganz anders auf diese Stadt schauen. Man nehme eine spürbare Entschleunigung in Paris wahr.

Doch die Verteilung des öffentlichen Raums ist eine Machtfrage, das dürfe man bei allen guten Ideen und Vorbildern nicht vergessen.
Die Bonner Architektin Karin Hartmann treibt in diesem Zusammenhang ein ganz anderes Thema um: Wie werden eigentlich Architektinnen sozialisiert?, fragt sie in ihrem Vortrag über die Entwicklung von „männlicher“ und „weiblicher“ Architektur. Passend dazu präsentierte sie ein Foto des sich als Künstler verstehenden Architekten, der eine Hornbrille und einen schwarzen Rolli trägt: es ist der Großmeister Le Corbusier. In der Schlussrunde wurde mancher Teilnehmende, beschwingt durch die zahlreichen Ideen, was alles möglich wäre, wenn man eine Transformation der Städte nur ernsthaft wollte, wieder auf den Boden der Realität gebracht. Vieles würde man gerne umsetzen, betonte Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamtes, doch die meisten Ideen scheiterten an unklaren Zuständigkeiten verschiedener Referate und natürlich an fehlendem Geld.
Anders als Wien hat Köln da noch einen langen Weg vor sich.